Der "Hentzenpark" - Eine Rekonstruktion
seiner Geschichte in anekdotischen Einzelbildern (5)

Die Amerikaner bauen einen Swimmingpool

Die Amerikaner finden die Nazimöbel im Frühjahr 1945 und beschlagnahmen die Villa. Mit 300 Soldaten bauen sie es zum kasernenartigen Stützpunkt mit Stockbetten aus, beschützt von zwei kaugummikauenden Wachsoldaten. Die Familie und die Bevölkerung aus dem Wickchen werden evakuiert, weil hier jetzt Kampfgebiet ist. Alle Möbel und die ganze Habe der Hentzens werden brutal zerschlagen, aus dem obersten Stockwerk werfen sie den Billardtisch durchs Treppenhaus, bis er unten in tausend Splitter zerbirst. Im Keller finden sie den großen Safe, in den alle Freunde und Bekannten der Hentzens in der Annahme, das Anwesen stände unter dem Schutz der Schweizer Botschaft und sei als diplomatische Sicherheitszone gegen fremde Zugriffe immun, all ihre Wertgegenstände eingelagert haben. Drei Tage brauchen die Amerikaner, um ihn mit großem technischen Aufwand zu knacken. Dann finden sie Geld, Schmuck, wertvolle Leikas und dergleichen mehr: Das nennt man fette Kriegsbeute. Im Frühsommer scheint es einigen Soldaten zu heiß zu werden und das Becken eines Swimmingpools wird ausgegraben. Wegen Materialmangel improvisiert man mit angeschrägten Seitenwänden, die einen korrekten Betonguss ersetzen müssen. Der Standort ist erholungstechnisch genial gewählt: Zwischen dem großen Mammutbaum und der nördlichen Blutbuche mitten in der großen grünen Rasenfläche erstreckt sich das randlose Betonbecken circa zehn Meter in die Länge. Doch die Freude an diesem erhofften Badespaß kommt gar nicht erst auf, weil Arthur Hentzen, erbost über das eigenmächtige Handeln der Amerikaner, Klage im englischen Parlament einreicht, wo ihm Recht gegeben wird. Damit wird ein offizielles Verbot gegen den Bau des Pools erlassen und die GI‘s müssen das Becken unbenutzt wieder zuschütten. Bis zum heutigen Tage liegt es verborgen unter dem Parkboden und nur wenige können sich an seinen genauen Standort erinnern.


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Der Bruchsteinplattenweg entlang des Leinpfads am Rheinufer, mit Vogeltränke, in den 30iger Jahren, heute noch im Grün versteckt