Aus dem Florilegium von Rolandswerth:
Der Brachland Bestellende:
Hintergründe zum Novaliszitat* (8)

Kein Point de Vue

Der zentrale künstlerische Eingriff in Form des Pflanzen-Turmes, dessen rechnererzeugte Darstellung als symbolhaft aufgeladenes Landschaftsbild mit vermeintlicher Ruinenmetaphorik angelegt ist, ist durchaus nicht als Ruine gemeint, sondern als Beton-Architektur, die Pflanzen und auch Tieren einen symbolischen Ort zur Besiedelung anbietet. Im Gegensatz zu der vormodernen Vorstellung aus dem Englischen Landschaftsgarten, die die überwucherte Ruine als Melancholie erzeugendes Vanitassymbol interpretiert, sehen wir in dem Pflanzen-Turm einen Ort, der eine erwünschte Koexistenz von Architektur und Natur darstellt. Der Turm ist kein Verlassenheit und Verfall symbolisierender Point de Vue, um irgendeine Vergangenheit zu verklären (der Vergangenheit dieses Parks wird nur in dokumentarischer, sprachlicher Form Ausdruck verliehen), sondern ein sechs-segmentiges Betongebilde, dessen Außenwand Pflanzen und Tieren in Nischen und auf Balkonen Platz bietet für Implantationen. Ein gegenseitiges sich Bedingen von Natur und Kultur ist die Voraussetzung für dieses sich ständig in seiner Außen-Kontur verschiebende Werk. Hier kann Natur zu künstlerischem Material werden, sobald sie sich auf dem Turm niederläßt: Efeu vom Boden her, Flugsamen aus der Luft. Es entsteht ein künstliches Biotop, das durch sein wachstumsbedingtes Formgeben zur ästhetischen Interpretation des vorgegebenen Wortes "führt" wird.


* frei nach Silvio Vietta, "Die vollendete Speculation führt zur Natur zurück", Reclam Verlag Leipzig 1995













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Sonchus oleraceus


Taraxacum officinale