Aus dem Florilegium von Rolandswerth:
Der Brachland Bestellende:
Hintergründe zum Novaliszitat* (4)

Der Zeitsprung

Die Frühromantik ist geprägt von der Suche nach authentischen Erfahrungen, bei denen alle menschlichen Instanzen angesprochen sind: Körper und Geist, Gefühl und Verstand gleichermaßen. In einem Zeitsprung zurück ins Mittelalter vermeint man diese Eigentlichkeit zu entdecken, im tapferen, frommen Leben der Ritter, in einsamen Burgen auf schroffen Felsen hoch über blühenden Landschaften und in der strengen Form der Minne. Das Bild ist verklärt und die für damalige Verhältnisse "dunkle Zeit" wird zur Projektionsfläche für idealisierte Bilder eines "Goldenen Zeitalters" - was aus heutiger Sicht naiv anmutet. Trotzdem ist aus dieser Sehnsucht nach Ferne und Versunkenheit heraus zu erklären, warum der Rhein mit seinen Burgruinen ein willkommener Katalysator für die Herstellung dieser so beliebten Bildmotive ist. Die Kirchen-oder Burgruine ist schon in der romantischen Phase des Englischen Landschaftsgartens ab Mitte des 18. Jahrhunderts als Metapher des Siegs der Natur über die Kultur ein beliebtes Motiv und als melancholischer Stimmungsmanipulator gerne eingesetzt. Am Rhein sind diese Ruinen echt und das idealisierte Bild einer edlen Vergangenheit in einer wilden Landschaft scheint sich hier nicht nur später in der romantischen Landschaftsmalerei zu erfüllen: Die erste Rhein-Lyrik entsteht ebenfalls unter diesen Vorzeichen, und die Überhöhung der Rheinlandschaft zum dichterischen Motiv fällt in Novalis' Lebenszeit und Lebenswerk. Das Örtchen Rolandswerth stellt also mit seiner Legende vom "Ritter Roland", dem "Rolandsbogen" sowie dem "Drachenfels" und der Insel "Nonnenwerth" in seiner Nähe ein durch und durch romantisches Motiv dar, auf das im mittendrin gelegenen Park thematisch zu verweisen, augenfällig scheint.


* frei nach Silvio Vietta, "Die vollendete Speculation führt zur Natur zurück", Reclam Verlag Leipzig 1995










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Corylus maxima


Galium aparine